Style Definery CEO Anja Murjahn sitzt auf einem Stuhl und lächelt

About Anja

Geposted von Anja Murjahn am

Die Liebe zur Mode wurde mir praktisch in die Wiege gelegt. Ich bin mit einer Mutter groß geworden, die immer extrem elegant und gut angezogen war. Meine Mutter, eine ausgebildete Schneiderin und Kostümbildnerin, trug nicht nur Couture, sondern nähte die schönsten Kleider selbst und war darüber hinaus schon immer ein großer Fan von Second-Hand-Designerkleidung, die sie im Zweifel für sich selbst umgestaltete, wenn ihr irgendein Detail nicht gefiel. 


Ich klaute mir heimlich ihre Dior- und Armani-Jacken aus ihrem Schrank, zog mich in der Garage um und ging dann in C&A-Jeans, Adidas-Sneakers und Designerjäckchen in die Schule. Nicht, weil ich angeben wollte, sondern, weil ich die Kleidung einfach so wunderschön fand und instinktiv spürte, wie sehr ein einziges und besonderes Kleidungsstück ein ganzes Outfit verändern kann – auch wenn der Begriff „Outfit“ damals noch nicht zu meinem Wortschatz gehörte. 


Die 80-er-Jahre mögen heute in Sachen Mode belächelt werden, aber ich erinnere mich gerne an die vielen modischen Experimente, die meine Freundinnen und ich machten. Ich bin durch viele modische Metamorphosen gegangen – ich war erst Popper, dann Öko, ich bin in rosa Lederjacken mit XXL-Schulterpolstern und Neonleggings durch die Gegend gerannt und habe meine Cowboy-Boots von Buffalo im Garten vergraben, damit sie nach Vintage aussahen.

"Aus neu mach alt"

Meinen endgültigen Stil habe ich eigentlich erst mit Anfang 30 entwickelt. Statt meine Miete zu bezahlen, habe ich mir von meinem ersten Honorar als TV-Journalistin eine Gucci-Bamboo-Tasche gekauft, die ich noch heute besitze. In dieser Zeit habe ich auch damit begonnen, überwiegend die ausländische Modepresse zu lesen. Alles, was mir gefiel, wurde rausgerissen und archiviert. Wenn ich mir diesen Archivordner heute anschaue, sehe ich, dass mich in erster Linie Frauen inspiriert haben, die schon immer einen eigenen Stil hatten, allen voran natürlich Kate Moss, Alexa Chung, Isabel Marant und Sarah Jessica Parker. Ich mache mir gar nichts aus „Von-Kopf-bis-Fuß“-Looks, in denen jedes Detail perfekt aufeinander abgestimmt ist, womöglich noch von einem einzigen Designer. 


Für mich lag der Reiz schon immer in der Kombination von alt und neu, von hip und klassisch, von lässig und couturig. Ich habe mich verschuldet für Klamotten, die ich unbedingt haben wollte, die ich aber heute noch trage. Manches mag zehn Jahre im Dornröschenschlaf in meinem Schrank hängen, irgendwann aber hole ich es raus und dann erwacht es zum Leben in einer Kombination, die man sich ursprünglich so vielleicht niemals vorstellen konnte. Ich bin nicht der Typ, der immer besonders modisch gekleidet ist bzw. das trägt, was gerade angesagt ist. Natürlich mache ich auch Trends mit, aber eigentlich sagt mir mein Instinkt, was zu mir passt und was nicht. Klar ist aber auch, dass ich mich hin und wieder mal vertue. Mein größter Fehlkauf in den letzten Jahren waren ganz sicherlich meine Triple S Sneaker von Balenciaga. Die finde ich an anderen Frauen ganz toll, deshalb habe ich sie mir auch gekauft. Aber ich sah darin aus wie eine Karikatur. Deshalb habe ich sie wieder verkauft und mich riesig gefreut, dass sie jetzt jemand anderem gut gefallen. 

Dass ich irgendwann mal ein eigenes Unternehmen im Bereich Fashion gründen würde, war so nicht geplant. Ich habe viele Jahre lang mein Geld als TV-Journalistin verdient, aber manchmal schlägt das Schicksal Haken und dann kann es nichts schaden, umzudenken und zu versuchen, aus einer privaten Leidenschaft eine berufliche Karriere zu machen. 


Seit 2019 gibt es jetzt die Style Definery. Unser Anspruch ist es, das Thema Second-Hand aus der Schmuddelecke zu holen, in der es lange gesteckt hat und all den vielen Fashion-Pieces die Bühne zu bieten, die sie verdienen. Das gilt für Vintage-Stücke ebenso wie für Second-Hand-Teile, die erst ein paar Jahre oder gar Monate alt sind. Meine persönliche Leidenschaft sind Nachlass-Auflösungen, bei denen man ungeheuer schöne, seltene und außergewöhnliche Schätze entdeckt. Aber vor allem sind es die Geschichten der Besitzer*Innen, die spannend und berührend sind. Ich empfinde es als großes Privileg, wenn man mir diese Dinge anvertraut, und wir kuratieren unsere Auswahl mit viel Liebe und Respekt vor der Historie der jeweiligen Stücke.


 Ich würde mir wünschen, dass sich immer mehr Menschen für Mode aus zweiter und dritter Hand begeistern können – ebenso wie für Oldtimer, Gründerzeitvillen oder sogar Lebenspartner, die man ja oft auch „gebraucht“ übernimmt ;-)

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