Die STYLE DEFINERY KOLUMNE -
ab sofort jeden Montag zum ersten Kaffee ☕️
Foto: iPhone von Anja Murjahn
Vor ein paar Tagen saß ich anlässlich einer der vielen Vorsorge-untersuchungen, die mit dem Älterwerden so einhergehen, nach längerer Zeit endlich mal wieder in dem vermutlich fabelhaftesten Wartezimmer aller Zeiten. Normalerweise bin ich ja eher ungeduldig und Warten gehört wirklich nicht zu meinen Stärken, aber in besagten Wartezimmer könnte ich Tage verbringen. Es ist groß, hell, wunderschön eingerichtet, mit einer Nespresso-Maschine und einem Kühlschrank, der angenehm temperiertes Mineralwasser beherbergt – und einer etwa drei Meter langen Zeitschriftenwand, die jedem RELAY-Kiosk im Flughafen Konkurrenz machen könnte. Es gibt wirklich nichts, was es nicht gibt. Normalerweise grabsche ich jedes Mal mindestens fünf Magazine, die ich nacheinander total hektisch quer lese, weil ich ja nicht weiß, wieviel Zeit mir bleibt, bis ich dran komme und zum PAP-Test gebeten werde. Diese Taktik ist im Grunde aber komplett unsinnig, da ich mich in kein Thema wirklich vertiefen kann und mich dementsprechend hinterher an nichts erinnere, was ich „gelesen“ habe. Damit etwas nachhaltig hängen bleibt, braucht es schon ein wenig mehr Zeit. Das ist ein bisschen so wie mit Fast Fashion vs. Slow Fashion. Je öfter und länger wir ein Kleidungsstück tragen, bevor wir es gegen etwas Neues austauschen, desto besser.
Deshalb beschloss ich also, es dieses Mal ein bisschen anders zu machen und fischte nur eine einzige Zeitschrift aus dem Ständer und zwar eine, von der ich noch nie etwas gehört hatte - das Magazin STRIVE, das mit dem Slogan wirbt: “Für alle, die Wirtschaft neu denken”. Da fühlte ich mich sofort angesprochen, denn von klassischer Wirtschaft verstehe ich leider nicht ganz so viel. Wäre ich diesbezüglich ein Profi, hätte ich mich wahrscheinlich nie in das Abenteuer E-Commerce gestürzt, aber das ist eine andere Geschichte. Jedenfalls blätterte ich ganz bewusst Seite für Seite um und war so angetan, dass ich die aktuelle Ausgabe aus Versehen gleich mitgehen ließ.
Dieses Versehen bemerkte ich allerdings erst zuhause und da war es dann zu spät. Eigentlich wollte ich die Zeitschrift am nächsten Tag zurückbringen, aber dann streckte mich eine wirklich fiese, fiese Erkältung nieder, die mich nun seit über einer Woche fest im Griff hat. Ich fühle mich hundelend, der Hals schmerzt, die Nase läuft, der Kopf dröhnt und das Ganze erinnert mich unangenehm an meinen heftigen Flirt mit Corona im letzten Sommer, auch wenn es dieses Mal nur eine banale Erkältung ist. Arbeiten fällt mir in diesem Zustand dennoch schwer, was in meiner Situation als selbständige “One-Woman-Show” eher ungünstig ist. Ich nehme mir zwar immer mal Auszeiten und verabschiede mich im Sommer regelmäßig für einen Monat nach Andalusien, aber arbeiten tue ich dort natürlich auch - und zwar mit einem hohen Anspruch an mich selbst. In diesem Zusammenhang lachte mich eines der aktuellen STRIVE-Themen besonders an: “Perfektionismus - können wir lernen, pragmatisch zu sein?” Unter anderem war zu lesen, wie wichtig es ist, sich Feedback vom eigenen Körper einholen, achtsam zu sein für Warnsignale. Das ist nun wirklich nichts Neues, aber jemandem wie mir, der auch zwei heftige Bandscheibenvorfälle nicht als einen überdeutlichen Wink mit dem Zaunpfahl wahrgenommen hat, muss man halt alles zehnmal sagen.
Ich habe also beschlossen, meine ausgewachsene Sommererkältung tatsächlich pragmatisch zu betrachten und Prioritäten zu setzen. So sehr ich meine neue kleine Kolumne liebe, so wenig geht die Welt unter, wenn sie aufgrund aktuellen Brain Fogs einfach einen Tag später erscheint. Statt Rosé stehen diese Woche Wick MediNait, Nasivin und Hustensaft auf dem Cocktail-Menü, dazu gibt es ausreichend Schlaf und mentale Auszeiten. Und „LOVE, Anja“ kommt bequem aus dem Bett und nicht vom Schreibtisch.
Euch eine wunderschöne Woche.
LOVE, Anja