And just like that...

Geposted von Anja Murjahn am

Die STYLE DEFINERY KOLUMNE -
ab sofort jeden Montag zum ersten Kaffee ☕️

Zu viel Perfektion macht mich unruhig. Wenn ich wählen müsste zwischen einem von Kopf bis Fuß aufeinander abgestimmten Ensemble (das im schlimmsten Fall ausschließlich aus nicht zu übersehenden Labels bestünde) oder einem eher zufällig zusammen geworfenen Outfit, wo auf den ersten Blick nichts so richtig zusammenpasst, würde ich immer letzteres wählen. Komplettlooks finde ich generell total einfallslos. Natürlich gibt es viele Menschen, für die es der Inbegriff von Klasse und Stil ist, vom Scheitel bis zur Sohle in Gucci oder Louis Vuitton gekleidet zu sein, aber ich finde es viel spannender, zu improvisieren und Looks zu tragen, die sich erst auf den zweiten oder dritten Blick erschließen. Das geht mir nicht nur mit Kleidung so, sondern auch mit Wohnungen, mit Autos und  mit Orten. Ich weiß Schönheit absolut zu würdigen, aber ich schätze sie noch mehr, wenn sie nicht ausschließlich existiert. Ich mag es einfach, wenn das Leben nicht nur abgerundete Ecken, sondern auch ein paar Kanten und Kratzer hat und wenn man neben einem Rosenbusch auch mal einen Sack Müll findet.

Umso „überforderter“ war ich letzte Woche, denn da war ich eine Woche in Disneyland, zumindest im übertragenden Sinne des Wortes. Aber fangen wir von vorne an: Am Montag, den 31. Juli, flog ich erst nach Athen und danach nach Hydra, wo meine liebe Freundin Stephanie ihren 50. Geburtstag feierte. Eine Woche Griechenland, ach wie fabelhaft, ich freute mich sehr, insbesondere deshalb, weil ich zuvor noch nie auf Hydra gewesen war und trotz meiner großen Liebe zu Andalusien immer gerne neue Orte entdecke. Meine Griechenlanderfahrungen bis dato lagen locker 35 Jahre zurück und spielten sich auf den damals angesagten Inseln Korfu und Santorini ab. Auf Santorini trank ich so viel Tequila, dass ich danach nie wieder ein Glas von dem Teufelszeug angerührt habe, auf Korfu verliebte ich mich unsterblich in einen Surflehrer, der im echten Leben Polizist im Ruhrpott war. So weit, so ungriechisch.

 Nun also nach all den Jahren Athen. Es war großartig, heiß und voll - und ich war nach zwei Tagen reif für die Insel. Am Mittwoch bestieg ich die Fähre und landete in einer Parallelwelt. Noch hübscher und „perfekter“ als auf Hydra geht es eigentlich fast gar nicht. Hier ist wirklich alles schön, nicht nur auf den ersten Blick.

Keine Autos, keine besoffenen Junggesell*Innen-Abschiede, keine Bauruinen oder außer Kontrolle geratenen architektonischen Experimente, kein Bling-Bling, keine Lastenfahrräder - noch nicht einmal eine einzige Wolke am Himmel. Nach einem wunderschönen ersten Abend in einem wunderschönen Lokal mit wunderschönen Menschen fiel ich erschöpft ins Bett und mein letzter Gedanke vor dem Einschlafen war, wie viele Tage man wohl soviel Schönheit aushalten kann, bevor einen die eigenen Unzulänglichkeiten überwältigen und aus der Bahn werfen.

Spoileralert: Es dauerte nicht lang. Ich wurde krank, zum zweiten Mal in diesem Sommer 😟. Nicht sofort, sondern langsam und ganz sanft - so wie es zu einer Schönheit wie Hydra passt - aber dennoch. Die Hitze zwang mich in die Knie und je mehr die Klimaanlage bollerte, desto mehr schwand meine Energie. Am Samstagabend, als die große Geburtstagsparty stieg, war ich ein Schatten meiner selbst. Statt zu tanzen und mit den entzückenden Eseln zu flirten, die das einzige Verkehrsmittel auf der Insel sind, nippte ich benommen an einem Glas Wein und wollte kurz nach Mitternacht ins Bett, während alles um mich herum in Schönheit strahlte und feierte. Am Montag saß ich malade auf der Fähre zurück nach Athen und haderte mit der Tatsache, dass es zuhause kein Wick MediNait mehr gab und auch keinen Tequila, der meine Erkältung, die sich anfühlte wie eine Grippe, hätte betäuben können, denn das Zeug trinke ich ja seit 35 Jahren nicht mehr. In Frankfurt angekommen ging ich ins Bett und blieb dort bis Donnerstag.

And just like that… habe ich mal eben so eine Woche Kolumne geschwänzt. Nicht bewusst, sondern eher aus Versehen, aber trotzdem. Shame on me! Inzwischen bin ich aber wieder fit und habe überdies in den nächsten Wochen genügend Stoff für mindestens eine Kolumne pro Woche. Nachdem diesen Sommer auch das letzte Kind zumindest vorübergehend ausgezogen ist, löse ich meinen Hausstand auf und werde bis Ende Oktober damit beschäftigt sein, mich von unzähligen Dinge zu trennen. Auf Style Definery gibt es dann auch einen „Private Sale“, aber dazu demnächst mehr.

Euch einen wunderbaren Start in die neue Woche.

LOVE, Anja

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