Wo der Hammer hängt

Geposted von Anja Murjahn am

Die STYLE DEFINERY KOLUMNE -
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Foto: Adobe Stock / gallinago_media

Das Einzige, was ich noch schlimmer finde als eine Mücke mitten in der Nacht ist eine Mücke bei Tag. Mehr Impertinenz geht nicht. Nachts schlafe ich irgendwann genervt ein, aber tagsüber kann ich mich dem Angriff nicht wirklich entziehen und komme mir vor wie der letzte Idiot, wenn ich völlig ohne Sinn und Verstand um mich schlage, um mich zu wehren. Von 100 Mücken erwische ich maximal zwei oder drei, die anderen gehen fast immer als Sieger vom Platz und erwischen mich früher oder später. Zwar sind die Einstichstellen, die ich bei Tageslicht erleide, meistens an angenehmeren Stellen zu finden als die bei Nacht, wo einen die Viecher gerne in den Hintern stechen und dafür sorgen, dass man in den Tagen darauf beim Jucken pikierte Blicke erntet. Aber so wird wenigstens ein Schuh draus. Mücken sind für den A….!

Was das jetzt mit meiner Kolumne zu tun hat? Nun, als ich gestern morgen gemütlich im Bett drauf losschreiben wollte, wurde ich von einem besonders hartnäckigen Stechexemplar heimgesucht. Statt darüber nachzusinnen, ob sich Fast Fashion zu Slow Fashion so verhält wie Instantkaffee zu einem liebevoll zubereiteten Cappuccino aus der Siebträgermaschine, tobte stattdessen alsbald ein Kampf zwischen Mensch und Mücke, den die Mücke nach längerem Hin und Her für sich entschied. Danach hatte ich weder die Lust noch die Ruhe, irgendetwas mehr oder weniger Geistreiches in die Tasten zu tippen, sondern war einfach nur erschöpft und frustriert. Aktuell ärgere ich mich nämlich zeitgleich über eine Mensch gewordene Stechmücke, die mich wirklich wahnsinnig nervt. Bis heute morgen hätte ich diesen Vergleich gar nicht gezogen, aber plötzlich wurde mir

klar, dass das ein ganz wunderbares Bild ist. So sehr man manche Dinge (bzw. in diesem Fall einen bestimmten Menschen) auch ignorieren möchte, so schwierig ist das. Eine Mücke kann man auch nur schwer überhören, wenn sie einem passiv aggressiv um die Birne fliegt. Man kennt sie nicht persönlich, man hat ihr nichts getan, man hat sie nicht darum gebeten, vorbeizuschauen – und trotzdem ist sie da und sondert ihr unerträgliches Gesurre ab. Sich zu wehren, ist in den meisten Fällen nicht von Erfolg gekrönt. Natürlich kann man sich von oben bis unten mit Anti-Moskito-Spray einnebeln, aber erstens klebt und stinkt man dann und zweitens hat man am Ende trotzdem überall Stiche.

Glücklicherweise ist der Lifespan von Mücken zeitlich begrenzt, insofern ist es vermutlich das Beste, ihre Existenz einfach hinzunehmen und sich nicht zu viele Gedanken zu machen. Wie heißt es so schön? Da, wo die Mücken besonders gerne hin stechen, hängt bekanntermaßen auch der Hammer. In diesem Sinne lasse ich mir also zukünftig meine Tage nicht mehr vermiesen - weder von nervigen Insekten noch von Menschen, die meine Aufmerksamkeit nicht verdienen - sondern denke mir: Jetzt erst recht. Über die Frage “Nescafé vs. Slow Fashion” sinne ich in den nächsten Tagen nochmal in Ruhe nach und werde Euch dann meine Erkenntnisse mitteilen. So viel sei an dieser Stelle aber schon mal verraten: Es gibt nur wenig, was ich noch blöder finde als morgens auf einen gepflegten Instant-Kaffee zu verzichten. Höchstens Mücken bei Tag. Aber das Thema hatten wir ja schon…

Euch eine wunderschöne Woche.

LOVE, Anja

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